Geisterspuk zu Pflach
Oberhalb der Hüttenmühle bei Pflach steht auf einem Hügel am Weg zum Pestfriedhof das alte Ulrichskirchlein. An diesem Ort soll es nicht ganz geheuer gewesen sein. In der Kapelle soll früher an den Sonntagen abends nach dem Gebetläuten jedes Mal ein Geistlicher in vollem Ornat, aber ohne Kopf bei der Sakristei herausgekommen sein, der in seinen Armen ein „Schenkkind“ trug. Dann liefen die überraschten Beter ganz entsetzt zur Kapelle hinaus. Ein Mädchen, das dieses erlebte, erschrak so sehr, dass es für sein Lebtag von Sinnen war.
Oft sah man eine feurige Kugel, die von der Kirche den Hügel hinab auf die Straße rollte und im rauschenden Archbach verschwand. Zur Adventzeit bemerkte man im Turm helle Flämmlein tanzen. Gleichzeitig erklang aus dem Inneren des einsamen Gotteshauses geheimnisvolle Musik für empfindsame Ohren, die sich in die Nähe trauten.
Die Hüttenmühl-Liesl (Elisabeth Schöneich, um 1910 mit 82 Jahren verstorben) hatte schon immer Mitleid mit den armen Unerlösten empfunden. Als sie in ihren alten Tagen sonst nichts mehr tun konnte, ging sie oft in das Ulrichskirchlein hinauf und betete für die Geister. Was sie da alles erlebt hat, weiß man nicht; aber die alte Frau wurde immer wunderlicher und schließlich sagte man ganz offen: „Die ist nimmer ganz recht.“ Doch seither sind die Geister verschwunden.
Auch im Turm ging es nicht mit rechten Dingen zu. Wenn der alte Hüttenmüller nachts mit seinem Fuhrwerk vorbeikam, verstummten immer die Pferdeschellen und die Rosse begannen zu zittern und zu schwitzen. In der Mühle kamen sie dann ganz erschöpft und schweißtriefend an. Der alte Mann hörte auch, wenn er den abendlichen Heimweg hier vorbei nahm, aus der Kapelle ein jämmerliches Weinen und Wehklagen.
