Der Zauberer in der Plattenmühle
Ehedem hatte man in der Plattenmühle bei Höfen einen neuen Mahlknecht eingestellt. Bald munkelte man über ihn, er stehe mit bösen Mächten in Verbindung und sei mit deren Hilfe imstande, allerlei Zauberei auszuführen. Da hörte nun einmal in der Heiligen Nacht die hellhörige Müllerin das Mahlwerk gehen. Sogleich weckte die gute Frau ihren Mann und hieß ihn Nachschau halten. Der glaubte seinen Augen nicht zu trauen: in der Mühle war das Werk voll im Gange.
Der Mahlknecht arbeitete wie ein Besessener. Was da aber gemahlen wurde, war nicht etwa Korn, sondern pures Gold. Anstatt des Mehles kamen haufenweise blinkende Goldmünzen zum Vorschein. Mit diesen füllte der Knecht einen Sack um den anderen. Mit offenem Mund und glänzenden Augen zählte der staunende Müller die prachtvollen Säcke – vierundzwanzig waren schon bis obenhin gefüllt. Den rechtschaffenen Mann aber erfasste darob ein solches Entsetzen, dass er auf der Stelle den unheimlichen Knecht mit all seinem Teufelsgeld auf und davon jagte.
